Teil 2: Wissenschaft, Sprache und Denken

Nach dem ersten Beitrag zur Frage der Genauigkeit wissenschaftlicher Beobachtung und Interpretation zum Thema Augenzeugenpsychologie und Wissenschaft präsentieren wir Ihnen hier den zweiten Beitrag zum Thema Wissenschaft, Sprache und Denken vom Psychologen Dr. Matthew J. Sharps, den er ebenso auf seinem Blog The Forensic View veröffentlicht und uns dankenswerterweise zur Übersetzung bereitgestellt hat. In diesem Beitrag steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Art der Präsentation und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse das Verständnis des Inhalts beeinflusst. Insbesondere die sprachliche Vermittlung steht hier im Fokus. Gemeinsam mit dem ersten Beitrag ein interessantes Thema für jeden Forscher und wissenschaftlich Interessierten, auch im Hinblick auf die Interpretation von Aussagen zum Thema UFOs.

Teil 1: Augenzeugenpsychologie und Wissenschaft

In der (privaten) UFO/UAP-Forschung ist wissenschaftliches Arbeiten und die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien seit Langem ein Thema und auch Wissenschaftler selber befassen sich mit dem UFO-Phänomen. Das nicht nur aufgrund des teilweisen Wandels in den vergangenen Jahren durch die Diskussion in staatlichen Institutionen und der begrifflichen Neudefinition als UAP. Schon immer hat das Thema wissenschaftliche Fachbereiche beschäftigt und zu einer großen Anzahl an akademischen Publikationen geführt, was vielfach nicht bekannt ist, da man in der Szene bevorzugt auf die objektbezogene Sichtweise fokussiert ist, die in der Wissenschaft bislang nur ein Randthema ist. Aktuelle Projekte, wie die von Prof. Hakan Kayal oder Prof. Avi Loeb oder der UAPx-Gruppe versuchen, hier neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Einen ganz eigenen Blickwinkel auf das UFO-Phänomen hat die forensische Psychologie, ohne Interpretationen oder Spekulationen hinsichtlich einer physikalischen, objektbezogenen Natur des Phänomens. Von besonderem Interesse ist dabei, dass der Untersuchungsgegenstand der forensischen Psychologie mit dem, nach wie vor, wesentlichen Untersuchungsgegenstand der UFO-Forschung identisch ist, nämlich dem Augenzeugen und der Beurteilung von Zeugenaussagen. Die umfassende Forschung und die Erkenntnisse daraus bieten eine wichtige Grundlage auch für die praktische UFO-Forschung, wenn es um die Beurteilung von UFO-Sichtungserfahrungen geht. Und obwohl die Erkenntnisse aus der Forschung allgemein zugänglich sind, werden sie noch viel zu wenig berücksichtigt. Ein aktueller Versuch, dem entgegenzuwirken, ist das neu erschienene Kompendium über die Zuverlässigkeit von UFO-Zeugenaussagen, in dem 60 Autoren aus 14 Ländern auf 711 Seiten den Forschungsstand in Verbindung mit dem UFO-Phänomen dokumentieren. Die Verbindung zwischen der Forensischen Psychologie und dem UFO-Phänomen zeigen aber auch Psychologen aus diesem Fachbereich, die sich direkt auch mit dem UFO-Phänomen und psychologischen Aspekten bei UFO-Augenzeugen befassen, wie bspw. Dr. Matthew J. Sharps von der kalifornischen Universität in Fresno, der sich im Rahmen seiner Forschungen zur kognitiven Psychologie immer wieder auch Zeugen außergewöhnlicher Erfahrungen widmet. Auf seinem Blog The Forensic View auf Psychology Today publiziert er auch dazu regelmäßig.

"Ich würde gerne glauben, dass sie wahr sind. Aber ich kann es nicht, bis mir jemand die echten Beweise zeigt" (Scott Kelly).

Bei dem kürzlichen öffentlichen Meeting der NASA zu deren UAP-Studie war auch der ehemalige NASA-Astronaut Scott Kelly Teil des Panels, der sich während der Veranstaltung auch zu Wort meldete. Kelly ist kein Unbekannter, war er doch Kampfpilot, Space Shuttle-Pilot und Kommandant der ISS.

Während der Veranstaltung meldete er sich zu Wort und berichtete von eigenen Erfahrungen und den Täuschungsmöglichkeiten, denen auch Astronauten und Piloten unterliegen können. Dazu gab er ein eigenes Erlebnis während eines Einsatzes in einer F-14 an, bei dem sein Co-Pilot dachte, dass sie an einem UFO vorbei geflogen wären. Nachdem sie umdrehten, um nachzusehen, stellte es sich als ein „Bart Simpson“-Ballon heraus.

Es gibt zu wenige gut dokumentierte UFO-Berichte, eine mangelhafte Datenqualität und Instrumente, die derzeit nicht für die Erfassung der gesuchten Phänomene geeignet sind. Die vorhandenen Daten und Zeugenaussagen reichen somit nicht aus, um derzeit schlüssige Beweise für die Natur und den Ursprung jedes einzelnen Ereignisses zu liefern, „wir brauchen bessere Daten“. Das war die zentrale Schlussfolgerung des öffentlichen Meetings der unabhängigen NASA UAP-Arbeitsgruppe UAPIST („Unidentified Anomalous Phenomena Independent Study Team“) am 31. Mai 2023, das im NASA Livestream mitverfolgt werden konnte. Im Anschluss gab es noch eine Pressekonferenz, die per Audiostream übertragen wurde. Am Ende des Beitrags findet sich das YouTube-Video der NASA vom kompletten Meeting.

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